Quelle: Sandkrug: Bürgerhaus oder Kindergarten (nwzonline.de) (23.08.2022)
Die alte Feuerwache in Sandkrug soll ein Bürgerhaus werden. Doch kann sich die Gemeinde das überhaupt leisten oder sollte sie das Gebäude nicht besser für dringend benötigte Betreuungsplätze nutzen?
SANDKRUG Diese Nachricht ließ viele Hatter am Jahresbeginn aufhorchen: Der Gemeinde fehlen aktuell bis zu 90 Kita-Plätze, gab die Gemeindeverwaltung bekannt. Seitdem ist in den Ratsgremien über Gegenmaßnahmen diskutiert und sind erste Entscheidungen getroffen worden. So soll die Kita Hebbelstraße durch ein weiteres Gebäude um zwei Gruppenräume erweitert werden. Grünes Licht gab es im Sommer auch für den Bau einer zusätzlichen Kita in Hatten – Standort noch offen – sowie für das Einrichten einer vierten Großtagespflegestelle.
Von der „Team Hatten“-Fraktion kommt jetzt ein weiterer Vorschlag: Die leerstehende alte Feuerwache an der Bümmersteder Straße in Sandkrug solle unverzüglich zu einer Kita umgebaut werden, schlagen Walter Schleef, Vedat Özipek und Andrea Porsch vor. Denn schneller ließen sich derzeit keine zusätzlichen Betreuungsplätze in der Gemeinde realisieren.
Bürgerhaus beschlossen
Was dagegen spricht, ist die aktuelle Beschlusslage. Der Gemeinderat hatte im Dezember mit knapper Mehrheit beschlossen, das nicht mehr benötigte Feuerwehrhaus in ein Bürgerhaus umzuwandeln. Im Sommer gab es dazu einen öffentlichen Ortstermin, auf dem Bürgermeister Guido Heinisch Ideen aus den Reihen der Bürger sammelte – genannt wurden etwa der Wunsch nach einem Seniorentreff oder eine Nutzung durch Selbsthilfegruppen und für Kulturveranstaltungen.
Alles schön und gut, findet der „Team Hatten“-Sprecher Walter Schleef, aber gerade in Krisenzeiten sei es wichtig, dass sich die Gemeinde weniger auf freiwillige Leistungen, sondern auf ihre gesetzlichen Pflichtaufgaben konzentriere. „Erschien ein Bürgerhaus vor dem Krieg und den Sanktionen als freiwillige Leistung noch vertretbar, müssen wir es jetzt zurückstellen. Bei den Pflichtaufgaben sind den Schulen und Kindertagesstätten eindeutig Priorität zuzuweisen, bevor freiwillige, kostenträchtige Baumaßnahmen privilegiert werden.“
Bereits 2021 war das vorgehaltene Angebot an Krippenplätzen nicht ausreichend. Schleef: „Das Defizit bei Kindern und betroffenen Eltern türmt sich auf. Wir müssen ihnen helfen und jetzt handeln.“ Die im nichtöffentlichen Verwaltungsausschuss Ende Juni beschlossenen Maßnahmen – der Kita-Bau an der Hebbelstraße und eine weitere Großtagespflegestelle – brächten keinen ausreichenden Abbau der hohen Zahl fehlender Plätze.
Die Zeit drängt
Das Team Hatten verweist in seiner Argumentation auch auf ein Schreiben, das der Landkreis im Mai an die Hatter Verwaltung gerichtet hatte. Darin werde gefordert, „ein umsetzbares Konzept zu entwickeln, durch das das Platzangebot für beide Altersgruppen – Krippe und Kita – zum Beginn des nächsten Kindergartenjahres an den sich abzeichnenden Bedarf angepasst, also erweitert werden kann. Nur mit schnellen Maßnahmen kann die Erfüllung des Rechtsanspruchs und die bedarfsgerechte Versorgung der berechtigten Kinder sichergestellt werden.“
Das erwartbare Gegenargument der ungünstigen Lage an einer vielbefahrenen Straße meint die Hatter Wählergemeinschaft leicht entkräften zu können. Hier sorge ein Zaun schnell für die Sicherheit der Kinder. Als Ausgleich biete das Waldstück hinter der Feuerwache viel Raum für Spiel und Bewegungsangebote. Im Innern müsse das Gebäude natürlich an die besonderen Bedürfnisse der Kinder und Betreuungskräfte baulich angepasst werden. Auch das werde ein paar Monate dauern, aber sei immer noch deutlich schneller zu realisieren als ein kompletter Neubau, sind die drei Fraktionsmitglieder überzeugt.
Eine Kita „Alte Feuerwache“ sei unter Berücksichtigung der derzeitigen Lage die beste Option, um schnellstens mehr Plätze für die Kinderbetreuung in Hatten bereitzustellen. Einen entsprechenden Antrag hat das Team Hatten für die nächste Ratssitzung am 31. August gestellt.
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